2. Die Gewerkschaftsfrage
Nachdem ich die allgemeinen theoretischen Gründe angeführt habe, will ich jetzt auch praktisch zu beweisen suchen, dass die Linke in Deutschland und England im allgemeinen Recht hat. In den Fragen der Gewerkschaften und des Parlamentarismus.
Erst die Frage der Gewerkschaften.
"Sowie der Parlamentarismus die geistige, so verkörpert die Gewerkschaftsbewegung die materielle Macht der Führer über die Arbeitermassen. Die Gewerkschaften bilden unter dem Kapitalismus die natürlichen Organisationen für den Zusammenschluss des Proletariats, und als solche hat Marx schon in frühester Zeit ihre Bedeutung hervorgehoben. Im entwickelten Kapitalismus und noch mehr in dem imperialistischen Zeitalter sind die Gewerkschaften stets mehr zu riesigen Verbänden geworden, die die gleiche Tendenz der Entwicklung zeigen, wie in älterer Zeit die bürgerlichen Staatskörper selbst. In ihnen ist eine Klasse von Beamten, eine Bürokratie entstanden, die über alle Machtmittel der Organisation verfügt, die Geldmittel, die Presse, die Ernennung der Unterbeamten; oft hat sie noch weitergehende Machtbefugnisse, so dass sie aus Dienern der Gesamtheit zu ihren Herren geworden ist, und sich selbst mit der Organisation identifiziert. Und darin auch stimmen die Gewerkschaften mit dem Staat und seiner Bürokratie überein, dass trotz der Demokratie, die darin herrschen soll, die Mitglieder nicht imstande sind, ihren Willen gegen die Bürokratie durchzusetzen; an dem kunstvoll aufgebauten Apparat von Geschäftsordnungen und Statuten bricht sich jede Revolte, bevor sie die höchsten Regionen erschüttern kann.
Nur mit zäher Ausdauer gelingt es einer Organisation bisweilen, nach Jahren einen mässigen Erfolg zu erzielen, der meist auf einen Personenwechsel herauskommt. In den letzten Jahren, vor dem Krieg und nachher, kam es daher in England, Deutschland, Amerika öfter zu Rebellionen der Mitglieder, die auf eigene Faust streikten gegen den Willen der Führer oder die Beschlüsse des Verbandes selbst. Dass dies als etwas natürliches vorkommt und als solches hingenommen wird, bringt schon zum Ausdruck, dass die Organisation nicht die Gesamtheit der Mitglieder ist, sondern gleichsam etwas ihnen fremdes; dass die Arbeiter nicht über ihren Verband gebieten, sondern dass er als eine äussere Macht, gegen die sie rebellieren können, über ihnen steht, obgleich doch diese Macht aus ihnen selbst entspriesst also wieder ähnlich wie der Staat. Legt sich dann die Revolte, so stellt sich die alte Herrschaft wieder ein, trotz des Hasses und der machtlosen Erbitterung in den Massen weiss sie sich zu behaupten, weil sie sich stützt auf die Gleichgültigkeit und den Mangel an klarer Einsicht und einheitlichem, ausdauerndem Willen dieser Massen und von der inneren Notwendigkeit der Gewerkschaft als einzigem Mittel der Arbeiter, in dem Zusammenschluss Kraft gegen das Kapital zu finden, getragen wird.
Kämpfend gegen das Kapital, gegen die verelendenden, absolutistischen Tendenzen des Kapitals, sie beschränkend und dadurch der Arbeiterklasse die Existenz ermöglichend, erfüllte die Gewerkschaftsbewegung ihre Rolle im Kapitalismus und war dadurch selbst ein Glied der kapitalistischen Gesellschaft. Aber erst mit dem Eintritt der Revolution, als das Proletariat aus einem Glied der kapitalistischen Gesellschaft zum Vernichter dieser Gesellschaft wird, tritt die Gewerkschaft in Gegensatz zum Proletariat. [. . .]
Was Marx und Lenin für den Staat hervorgehoben: dass es seine Organisation, trotz der formellen Demokratie unmöglich macht, ihn zu einem Instrument der proletarischen Revolution zu machen, muss daher auch für die Gewerkschaftsorganisation gelten. Ihre konterrevolutionäre Macht kann nicht durch einen Personenwechsel, durch die Ersetzung reaktionärer durch radikale oder revolutionäre Führer vernichtet oder geschwächt werden.
Die Organisationsform ist es, die die Massen so gut wie machtlos macht und sie darin hindert, die Gewerkschaft zum Organ ihres Willens zu machen. Die Revolution kann nur siegen, indem sie diese Organisation vernichtet, d. h. die Organisationsform so völlig umwälzt, dass sie zu etwas ganz anderem wird. Das Sowjetsystem, der Aufbau von innen, ist nicht nur imstande, die staatliche, sondern auch die gewerkschaftliche Bürokratie zu entwurzeln und zu beseitigen; es wird nicht bloss die neuen politischen Organe des Proletariats gegenüber dem Kapitalismus bilden, sondern auch die Grundlage der neuen Gewerkschaften. In den Parteistreitigkeiten in Deutschland ist darüber gespöttelt worden, als könne eine Organisationsform revolutionär sein, da es doch nur auf die revolutionäre Gesinnung der Mitglieder ankomme. Wenn aber der wichtigste Inhalt der Revolution darin besteht, dass die Massen selbst ihre Angelegenheiten die Leitung der Gesellschaft und der Produktion in die Hand nehmen, dann ist jede Organisationsform konterrevolutionär und schädlich, die den Massen nicht gestattet, selbst zu herrschen und zu leiten; daher soll sie ersetzt werden durch eine andere Form, die deshalb revolutionär ist, weil sie die Arbeiter selbst aktiv über alles bestimmen lässt." (Pannekoek.)(1).
Die Gewerkschaften sind durch ihr Wesen keine guten Waffen für die westeuropäische Revolution! Abgesehen davon, dass sie Werkzeuge des Kapitalismus geworden und in den Händen von Verrätern sind, abgesehen davon, dass diese Organisationen durch ihr Wesen, in den Händen weicher Führer immer auch, die Mitglieder zu Sklaven, zu Instrumenten machen müssen, sind sie auch sonst unbrauchbar. Die Gewerkschaften sind zu schwach im Kampfe, in der Revolution gegen das höchst organisierte westeuropäische Kapital und seinen Staat. Diese sind viel zu mächtig ihnen gegenüber. Denn es sind zum Teil noch Berufsvereine, die dadurch allein schon keine Revolution machen können. Und soweit sie Industrieverbände sind, stützen sie sich nicht auf die Betriebe, die Werkstätten selbst und sind auch dadurch schwach. Sie sind auch mehr Hilfsvereine als Kampfvereine, entstanden in der Zeit des Kleinbürgertums. Ihre Organisation war zum Kampfe ungenügend schon vor der Revolution, für die Revolution selbst ist sie in Westeuropa ganz untauglich. Denn die Betriebe, die Arbeiter in den Betrieben machen die Revolution nicht in den Berufen und Industrien, sondern in den Werkstätten. Diese Vereine sind ausserdem langsam arbeitende, viel zu komplizierte Instrumente, gut nur für die Zeit der Evolution. Wenn die Revolution noch nicht sofort gelänge, und wir hätten während einiger Zeit wieder zum friedlichen Kampf überzugehen, auch dann müssten die Gewerkschaften vernichtet und ersetzt werden von industriellen Verbänden, auf die Betriebs-, die Werkstattorganisation gestützt. Und mit diesen elenden Gewerkschaften, die also jedenfalls vernichtet werden müssen, will man Revolution machen!!! Die Arbeiter brauchen Waffen für die Revolution in Westeuropa. Die einzigen Waffen für die Revolution in Westeuropa sind die Betriebsorganisationen. Und diese zu einem grossen Ganzen verbunden!
Die westeuropäischen Arbeiter brauchen die allerbesten Waffen. Weil sie allein stehen, weil sie keine Hilfe haben. Und darum müssen sie diese Betriebsorganisationen haben. In Deutschland und England sofort, weil dort die Revolution am nächsten ist. Sobald wie möglich, so bald wie wir sie errichten können, auch in den anderen Ländern. Es hilft Ihnen nichts, Genosse Lenin, wenn Sie sagen: Wir machten es in Russland so und so. Denn erstens hatten Sie in Russland nicht so schlechte Kampforganisationen, wie viele Gewerkschaften hier sind. Sie hatten industrielle Verbände. Zweitens war der Geist der Arbeiter revolutionärer. Drittens war die Organisation der Kapitalisten schwach. Und auch der Staat. Aber viertens, und darauf kommt es eigentlich allein an: Ihr hattet Hilfe. Ihr brauchtet also nicht die allerbesten Waffen zu haben. Wir stehen allein, wir müssen also die allerbesten Waffen haben. Sonst gewinnen wir nicht. Sonst folgt eine Niederlage der anderen.
Aber auch andere, psychische und materielle, Gründe beweisen dies. Stellen Sie sich vor, Genosse, wie die Sache in Deutschland war, vor dem Kriege und während des Krieges. Die Gewerkschaften, die viel zu schwachen aber einzigen Mittel, ganz in den Händen der Führer, wie tote Maschinen, die sie ausnützten als Mittel für den Kapitalismus. Dann kam die Revolution. Die Gewerkschaften wurden von den Führern und von der Masse der Mitglieder als Waffe gegen die Revolution gebraucht. Durch ihre Hilfe, durch ihre Unterstützung, durch ihre Führer, ja teilweise auch durch ihre Mitglieder wurde die Revolution gemordet. Die Kommunisten sahen, dass ihre eigenen Brüder unter Mithilfe der Gewerkschaften erschossen wurden. Streiks für die Revolution wurden verhindert. Glauben Sie, Genosse, dass es möglich ist, dass revolutionäre Arbeiter dann in solchen Vereinen bleiben? Wenn diese ausserdem noch viel zu schwache Werkzeuge für die Revolution sind! Ich halte es für psychisch unmöglich. Was würden Sie selbst als Mitglied einer politischen Partei getan haben, z. B. der Partei der Menschewiki, wenn diese so gehandelt hätten in der Revolution? Sie würden sie gespalten haben (wenn Sie es nicht schon vorher getan hätten!). Aber Sie werden sagen: dies war eine politische Partei, mit einer Gewerkschaft ist das was anderes. Ich glaube, Sie irren. In der Revolution, während der Revolution, ist jede Gewerkschaft, ja jeder Arbeiterverein politische Partei. Entweder pro- oder kontrarevolutionär.
Aber Sie werden sagen und sagen in Ihrem Artikel: Diese Gefühlsregungen müssen überwunden werden, der Einheit und der kommunistischen Propaganda wegen. Ich werde Ihnen zeigen, dass dies in Deutschland während der Revolution unmöglich war. Mit Beispielen, mit konkreten Beispielen. Denn auch diese Fragen müssen wir ganz konkret und eindeutig betrachten Setzen wir, es gab in Deutschland 100.000 wirklich revolutionäre Werft-, 100.000 revolutionäre Metall- und 100.000 solche Grubenarbeiter. Diese wollten für die Revolution streiken, kämpfen, sterben. Die anderen Millionen nicht. Was sollen diese 300.000 nun tun? Erstens sich untereinander einigen, einen Bund bilden zum Kampf. Das geben Sie zu. Ohne Organisation können Arbeiter nichts. Nun ist ein neuer Bund gegen alte Vereine, auch wenn die Mitglieder in den alten bleiben, wenn auch nicht formell, doch reell schon eine Spaltung. Aber die Mitglieder des neuen Bundes brauchen jetzt eine Presse, Versammlungen, Lokale, bezahlte Personen. Das kostet sehr viel Geld. Und die deutschen Arbeiter haben so gut wie nichts. Um den neuen Bund am Leben zu erhalten, müssen sie schon, auch wenn sie nicht wollten, den alten verlassen. So ist konkret betrachtet, lieber Genosse, das, was Sie sich vorstellen, unmöglich.
Aber es gibt noch bessere materielle Gründe. Die deutschen Arbeiter, die die Gewerkschaften verliesen, die die Gewerkschaften vernichten wollen, die Betriebsorganisationen und die Arbeiter-Union schufen, standen in der Revolution. Es mußte sofort gekämpft werden. Die Revolution war da. Die Gewerkschaften wollten nicht kämpfen. Was hilft es da zu sagen: Bleibt in den Gewerkschaften, propagiert eure Ideen, ihr werdet schon stärker und zur Mehrheit werden. Dies wäre, abgesehen von der Erdrosselung der Minderheit, wie sie dort üblich ist, ganz schön, und auch die Linke würde es versuchen, wenn man nur Zeit hätte. Aber man konnte nicht warten. Die Revolution war da. Und sie ist noch da!
In der Revolution (geben Sie hierauf acht, Genosse, es war In der Revolution, dass die deutschen Arbeiter sich spalteten und ihre Arbeiterunion schufen) werden immer die revolutionären Arbeiter sich von den Sozialpatrioten scheiden. Um zu kämpfen, ist dann nichts anderes möglich. Was Sie und die Exekutive von Moskau und der Internationale Kongress auch sagen, und wie ungern Sie eine Spaltung sehen, aus psychischen und materiellen Gründen wird sie immer stattfinden. Weil die Arbeiter eben auf die Dauer nicht vertragen können, durch die Gewerkschaften erschossen zu werden und weil gekämpft werden soll.
Darum haben die Linken die Allgemeine Arbeiterunion geschaffen. Und weil sie glauben, dass die Revolution in Deutschland noch nicht zu Ende ist, sondern noch weiter gehen wird bis zum Siege, darum halten sie sie in Stand.
Genosse Lenin! Gibt es in der Arbeiterbewegung wohl ein anderes Mittel, wenn zwei Richtungen entstehen, als Kampf? Und wenn diese Richtungen sehr verschieden sind, einander entgegengesetzt, als Spaltung? Haben Sie je von einem anderen Mittel gehört? Und gibt es etwas Entgegengesetzteres als Revolution und Kontra-Revolution? Auch darum haben die KAPD und die Allgemeine Arbeiterunion völlig Recht.
Und, Genosse, sind diese Spaltungen, diese Klärungen dann nicht immer ein Segen für das Proletariat? Stellt sich das später nicht immer heraus? Auf diesem Gebiet habe ich einige Erfahrung. Als wir noch in der sozialpatriotischen Partei waren, hatten wir keinen als wir hinausgeworfen waren, anfänglich, wenig Einfluss, bald aber grossen und dann schnell einen sehr grossen. Und wie ging es Ihnen, Genosse, den Bolschewiki, nach der Spaltung? Ich glaube ganz gut. Im Anfang klein, später gross. Jetzt alles. Es hängt ganz und gar von der ökonomischen und politischen Entwicklung ab, ob eine Gruppe, sei sie auch noch so klein, die mächtigere wird. Wenn die Revolution in Deutschland bleibt, dann besteht gute Hoffnung, dass diese Bedeutung und der Einfluss der Arbeiterunion die stärkere werden wird. Durch Ihre Zahlen, 70.000 gegen 7 Millionen, sollen sie sich nicht einschüchtern lassen. Kleinere Gruppen als diese sind doch die stärksten geworden. U. a. die Bolschewiki!
Warum sind die Betriebs-, die Werkstattorganisationen und die auf sie gestützte und aus ihnen bestehende Arbeiter-Union solche ausgezeichneten, ja, mit den kommunistischen Parteien die besten, die einzig guten Waffen für die Revolution in Westeuropa?
Weil die Arbeiter selbst handelnd auftreten, unendlich mehr als in den alten Gewerkschaften, weil sie die Führer und dadurch die Führung in ihrer Hand haben, und weil sie die Betriebsorganisation und dadurch die ganze Union kontrollieren.
Jeder Betrieb, jede Werkstatt ist ein Ganzes. In ihm wählen die Arbeiter ihre Vertrauensleute. Die Betriebsorganisationen sind nach Wirtschaftsdistrikten verteilt. Für die Distrikte werden wieder Vertrauensleute gewählt. Und die Distrikte wählen wieder den allgemeinen Vorstand für das ganze Reich.
Alle Betriebsorganisationen, unbeachtet zu welcher Industrie sie gehören, machen zusammen die eine Arbeiter-Union.
Man sieht: eine Organisation ganz auf die Revolution gerichtet.
Wenn eine Zwischenperiode von relativ friedlichen Kämpfen käme, wäre diese Organisation ausserdem hierzu leicht einzurichten. Man hätte nur, innerhalb der Arbeiter-Union, die Betriebsorganisation nach Industrien zu verbinden.
Man sieht auch: Hier bekommt der Arbeiter, jeder Arbeiter, Macht. Denn er wählt in seiner Werkstatt seine eigenen Obmänner und hat durch sie direkten Einfluss auf Distrikt und Reich. Es ist starker Zentralismus da, aber nicht zu stark. Das Individuum und seine direkte, die Betriebs-Organisation, hat grosse Macht. Er kann seine Obmänner sofort absetzen und ersetzen und sie zwingen, die höheren Instanzen sofort zu ersetzen. Es ist Individualismus da, aber nicht zu grosser. Denn die zentralen Körperschaften, die Distrikts- und Reichsräte haben grosse Macht. Individuum und Zentralleitung haben genau so viel Macht wie in dieser Periode, worin wir jetzt leben und worin die Revolution ausbricht, in Westeuropa notwendig und möglich ist.
Marx schreibt, dass unter dem Kapitalismus der Bürger dem Staat gegenüber eine Abstraktion, eine Ziffer ist. So ist es auch in den alten Gewerkschaften. Die Bürokratie, das ganze Wesen der Organisation schweben hoch über, sind himmelweit entfernt von dem Arbeiter. Er kann sie nicht erreichen. Ihnen gegenüber ist er eine Ziffer, eine Abstraktion. Er ist für sie nicht einmal der Mann in der Werkstatt. Er ist kein lebendes, wollendes, kämpfendes Wesen. Ersetzen Sie in den alten Gewerkschaften die Bürokratie durch andere Personen, und in kurzer Zeit werden Sie sehen, dass auch diese denselben Charakter haben, hoch, unerreichbar über den Massen, nicht mehr in Fühlung mit ihnen. 99 pro Hundert werden Tyrannen sein, an der Seite der Bourgeoisie stehend. Denn das Wesen der Organisation macht sie so.
Wie anders in der Betriebsorganisation! Hier ist der Arbeiter es selbst, der über Taktik, Richtung, Kampf entscheidet und sofort, wenn die "Führer" nicht tun, was er will, eingreift. Er ist fortwährend, da der Betrieb, die Werkstatt zu gleicher Zeit Organisation ist, selbst im Kampf.
Er ist, soweit dies unter dem Kapitalismus möglich ist, der Macher und der Führer seines eigenen Geschicks, und weil dies mit jedem der Fall, ist die Masse die Macherin und die Führerin ihres eigenen Kampfes.
Viel mehr, unendlich mehr, als in den alten Gewerkschaften, den reformistischen so gut wie den syndikalistischen, möglich war. (2).
Hierdurch, weil sie die Individuen selbst und also die Massen selbst zu den direkten Trägern des Kampfes machen, zu denen, die ihn wirklich führen, und sie also erhalten, dadurch sind die Betriebsorganisationen und die Arbeiter-Union die besten Waffen für die Revolution, die Waffen, die wir in Westeuropa brauchen, um ohne Hilfe den mächtigsten Kapitalismus der Welt umzuwerfen.
Aber Genosse, das sind alles noch eigentlich nur schwächere Gründe dem letzten, eigentlichen Hauptgrund gegenüber, der im engsten Zusammenhang mit den Prinzipien steht, die ich am Anfang angedeutet habe. Und dieser letzte ist es, der für die KAPD und die oppositionelle Partei in England ausschlaggebend ist: Diese Parteien wollen das Geistesniveau der Massen und Individuen in Deutschland und England in grossem Maasse erhöhen.
Dafür gibt es nach ihrer Meinung nur ein Mittel. Und ich möchte wieder von Ihnen hören, ob Sie ein anderes Mittel in der Arbeiterbewegung kennen! Es ist die Bildung einer Gruppe, die kämpfend zeigt, was die Masse sein soll. Zeigen Sie mir, Genosse, ein anderes Mittel, wenn Sie es wissen. Ich kenne kein anderes.
In der Arbeiterbewegung und besonders, wie ich glaube, in der Revolution, gibt es nur eine Probe aufs Exempel das Beispiel selbst, die Tat.
Die Genossen der "Linken" glauben, dass diese kleine Gruppe, kämpfend gegen den Kapitalismus und gegen die Gewerkschaften, die Gewerkschaften zu sich hinüber ziehen, oder, denn auch das ist möglich, sie allmählich auf bessere Wege drängen wird.
Das kann nur durch das Beispiel erreicht werden. Um das Niveau der deutschen Arbeiter zu heben, sind diese neuen Formationen, die Betriebsorganisationen, also absolut unentbehrlich.
Gleichwie gegenüber den sozialpatriotischen Parteien die kommunistischen Parteien auftreten, so muss die neue Formation, die Arbeiter-Union, den Gewerkschaften gegenüberstehen. (3).
Um die sklavischen, reformistischen, sozialpatriotischen Massen zu ändern, dazu kann nur das Beispiel dienen.
Ich komme jetzt zu England, zu der englischen Linken.
England steht, nach Deutschland, einer Revolution am nächsten. Nicht, weil die Situation dort schon revolutionär, sondern weil das Proletariat dort so zahlreich ist und die kapitalistischen, ökonomischen Verhältnisse die günstigsten. Dort braucht es nur einen starken Stoss, und der Kampf beginnt, der dort nur mit einem Siege enden kann. Und der Stoss wird kommen. Das fühlen, das wissen fast instinktiv die am meisten vorgeschrittenen Arbeiter Englands (wie wir alle es fühlen), und weil sie dies fühlen, haben sie dort, wie in Deutschland, eine neue Bewegung gegründet, die in verschiedenen Richtungen sich offenbarend, und noch suchend, gerade wie in Deutschland im allgemeinen die "Rank- and File-Movement", die Bewegung der Massen selbst ist, ohne, oder so gut wie ohne Führer. (4).
Diese Bewegung ist der Deutschen Arbeiterunion mit ihrer Betriebsorganisation sehr ähnlich.
Haben Sie bemerkt, Genosse, dass diese Bewegung nur in den zwei am weitesten vorgeschrittenen Ländern entstanden ist? Und aus den Arbeitern selbst? Und an vielen Orten?(5). Das ist an sich schon ein Beweis dafür, dass sie naturwüchsig und nicht aufzuhalten ist!
Und in England ist diese Bewegung, dieser Kampf gegen die Gewerkschaften fast noch notwendiger als in Deutschland. Denn die englischen Trade Unions sind nicht nur Mittel in den Händen der Führer, den Kapitalismus in Stand zu halten, sondern sie sind noch viel untauglichere Mittel für die Revolution als die deutschen. Ihre Einrichtung stammt ganz aus der Zeit des Kleinkriegs, oft noch aus dem Anfang des 19., ja aus dem 18. Jahrhundert. In England gibt es nicht nur Industrien, in denen 25 Trade Unions bestehen, sondern die meisten Unions bekämpfen einander auf Leben und Tod, um die Mitglieder!! Und die Mitglieder haben überhaupt keine Macht. Wollen Sie, Genosse Lenin, auch diese Gewerkschaften beibehalten?
Sollen auch diese nicht bekämpft, gespalten und vernichtet werden? Wenn man gegen die Arbeiterunionen ist, muss man auch gegen die Shop- Committees, die Shop-Stewards und die Industrial Unions sein. Wenn man für die letzteren ist, auch für die ersten. Denn die Kommunisten in beiden bezwecken dasselbe.
Diese neue Richtung in der Trade Unions-Movement will die englische kommunistische Linke benutzen, um die englischen Gewerkschaften, wie sie jetzt sind, zu vernichten, zu ändern, zu ersetzen durch neue Instrumente im Klassenkampf, die brauchbar sind für die Revolution. Dieselben Gründe, die wir für die deutsche, Bewegung angeführt haben, gelten auch hier.
Ich habe in der Zuschrift des Exekutivkomitees der 3. Internationale an die KAPD gelesen, dass das EK für die IWW in Amerika ist, wenn diese nur politische Aktion und Anschluss an die kommunistischen Parteien will. Und diese IWW brauchen nicht in die amerikanischen Gewerkschaften zu gehen ! Aber das Exekutivkomitee ist gegen die Arbeiter-Union in Deutschland, diese soll in die Gewerkschaften gehen, obwohl sie kommunistisch ist und mit der politischen Partei zusammenarbeitet.
Und Sie, Genosse Lenin, sind für die Rank- and File-Movement in England (trotzdem diese oft schon eine Spaltung macht und viele Kommunisten in ihr die Vernichtung der Gewerkschaften wollen!) und gegen die Arbeiter-Union in Deutschland.
Ich kann in Ihrer Haltung und der des Exekutiv-Komitees nur Opportunismus sehen. Und noch dazu einen falschen.
Natürlich kann die kommunistische Linke Englands, da die Revolution in England noch nicht ausgebrochen ist, nicht so weit gehen wie in Deutschland. Sie kann noch nicht die Rank- and File-Movement über das ganze Land zu einem grossen Ganzen und zur Revolution organisieren. Aber die englische Linke bereitet das vor. Und sobald die Revolution da ist, werden die Arbeiter in Massen die alten, für die Revolution untauglichen Trade Unions verlassen und zu den Betriebs- und industriellen Organisationen übergehen.
Und dadurch, dass die kommunistische Linke überall in diese Bewegung eindringt, überall versucht, die kommunistischen Ideen dort zu verbreiten, hebt sie, durch ihr Beispiel, die Arbeiter auch dort und schon jetzt auf eine höhere Stufe empor. (6). Und das ist, wie in Deutschland, ihr eigentliches Ziel.
Die allgemeine Arbeiterunion und die Rank- and File-Movement, die sich beide auf die Betriebe, die Werkstätten und auf diese allein stützen, sind die Vorläufer der Arbeiterräte, der Sowjets. Da die Revolution in Westeuropa eine sehr schwierige sein wird und dadurch wahrscheinlich nur langsam gehen wird, wird es eine längere Übergangszeit geben, in weicher die Gewerkschaften nichts mehr taugen und die Sowjets noch nicht da sind. Diese Übergangszeit wird durch den Kampf gegen die Gewerkschaften, durch ihre Änderung, mit ihrer Ersetzung durch bessere Organisationen ausgefüllt werden. Sie brauchen nicht ängstlich zu sein, wir werden die Zeit dazu schon haben!
Noch einmal, dies wird geschehen, nicht, weil wir Linken das wollen, sondern weil die Revolution diese neue Organisation fordert. Ohne sie kann die Revolution nicht siegen.
Darum Glückauf, Rank- and File-Movement in England und ArbeiterUnion in Deutschland. Erste Vorläufer der Sowjets in Westeuropa. Glückauf, erste Organisationen, die mit den kommunistischen Parteien die Revolution gegen den Kapitalismus in Westeuropa bringen. Sie, Genosse Lenin, wollen uns in Westeuropa, die wir ohne Bundesgenossen einem auch jetzt noch überaus mächtigen, ausserordentlich organisierten (in allen Verzweigungen und Richtungen organisierten) und bewaffneten Kapitalismus gegenüberstehen, und die wir dazu die allerbesten, die allerstärksten Waffen brauchen, zwingen, schlechte zu gebrauchen. Uns, die wir die Revolution in und nach Betrieben organisieren wollen, wollen Sie die elenden Gewerkschaften aufzwingen. Die Revolution in Westeuropa kann nur, und soll darum, nach Betrieben und in den Betrieben organisiert sein, weil hier der Kapitalismus (nach allen Richtungen) ökonomisch und politisch so hoch organisiert ist, und weil die Arbeiter (ausser der kommunistischen Partei) keine anderen starken Waffen haben. Die Russen waren bewaffnet und hatten die armen Bauern. Was die Waffen und die Bauern für die Russen waren, müssen, vorläufig, für uns die Taktik und die Organisation sein. Und da empfehlen Sie die Gewerkschaften. Uns, die wir aus psychischen und materiellen Gründen, mitten in der Revolution, gegen die Gewerkschaften kämpfen müssen, wollen Sie an diesem Kampf hindern. Uns, die wir nur durch Spaltung kämpfen können, hindern Sie an dieser Spaltung. Uns, die wir Gruppen formieren wollen, die das Beispiel geben, das einzige Mittel dem Proletariat zu zeigen, was wir wollen, verbieten Sie dieses Beispiel. Uns, die wir das Niveau des Proletariats in Westeuropa erhöhen wollen, werfen Sie Steine in den Weg.
Sie wollen die Spaltung, die neuen Formationen und also die höhere Stufe nicht!
Und warum?
Weil Sie die grossen Parteien und die grossen Gewerkschaften in die 3. Internationale haben wollen.
Uns scheint dies Opportunismus, Opportunismus der schlechtesten Art. (7).
Sie handeln, Genosse Lenin, jetzt in der Internationale ganz anders als damals in der Partei der Maximalisten. Diese wurde (und wird vielleicht noch immer) sehr "rein" gehalten. In die Internationale sollen jetzt sofort Halb-, Viertel- und Achtel-Kommunisten aufgenommen werden.
Es ist der Fluch der Arbeiterbewegung, dass sie, sobald sie eine gewisse "Macht" bekommen hat, diese Macht mit prinzipienlosen Mitteln zu vergrössern sucht. Auch die Sozialdemokratie war, fast in allen Ländern, im Anfang "rein". Die meisten jetzigen Sozialpatrioten waren wirklich Marxisten. Mit marxistischer Propaganda gewann man die Massen. Sobald man eine "Macht" hatte, liess man sie im Stich. So wie die Sozialdemokraten damals, so handeln Sie, so handelt die dritte Internationale jetzt. Natürlich jetzt nicht nach nationalem Maassstabe, sondern nach internationalem. Die russische Revolution hat durch "Reinheit", durch Prinzipienfestigkeit gewonnen. Jetzt hat sie, jetzt hat das internationale Proletariat durch sie Macht. Diese Macht soll jetzt ausgebreitet werden über Europa. Und sofort lässt man die alte Taktik fahren!!
Statt jetzt auch in allen anderen Ländern dieselbe bewährte Taktik anzuwenden und so die dritte Internationale innerlich sehr stark zu machen, geht man auch jetzt wieder, ganz wie damals die Sozialdemokratie, zum Opportunismus über. Alles soll jetzt hinein: die Gewerkschaften, die Unabhängigen, das französische Zentrum, Teile der Labour-Party. Um den marxistischen Schein zu wahren, werden Bedingungen aufgestellt, die man unterzeichnen (!!) muss, und werden Kautsky, Hilferding, Thomas usw. ausgestossen. Die grosse Masse, der Mittelstoff, kommt aber hinein, wird mit allen Mitteln hineingetrieben. Und damit das Zentrum nur recht mächtig werde, werden die "Linken" nicht zugelassen, wenn sie nicht zum Zentrum übergehen! Die allerbesten Revolutionäre, wie die KAPD, werden also ausgestossen !
Und wenn man dann die grosse Masse so auf eine mittlere Linie vereinigt hat, dann geht man mit eiserner Disziplin und unter Führern, die auf so ausserordentliche Weise erprobt sind, auf einmal zusammen vorwärts. Und Wohin? In den Abgrund.
Was helfen uns die prächtigsten Prinzipien, was helfen uns die glänzenden Thesen der dritten Internationale, wenn wir in der Praxis diesen Opportunismus ausüben? Auch die zweite Internationale hatte die schönsten Prinzipien, doch sie ging unter durch diese Praxis.
Wir aber, die Linke, wollen das nicht. Wir wollen in Westeuropa, gerade wie damals die Bolschewiki in Russland, erst sehr feste, sehr klare und sehr starke (wenn vielleicht auch im Anfang kleine) Parteien, Kerne, bilden. Und wenn wir die erst haben, dann wollen wir sie grösser machen. Aber immer nur sehr fest, sehr stark, sehr" rein". Nur so können wir siegen in Westeuropa. Darum verwerfen wir gänzlich Ihre Taktik, Genosse.
Sie sagen, Genosse, dass wir, die Mitglieder der Amsterdamer Kommission, die Lehren der früheren Revolutionen vergessen haben oder nicht kannten. Nun, Genosse, an ein Ding erinnere ich mich sehr wohl von den vergangenen Revolutionen. Und dies eine ist: dass die extremen "linken" Parteien darin immer eine hervorragende, erhabene Rolle gespielt haben. Das war der Fall in der holländischen Revolution gegen Spanien, in der englischen Revolution, in der französischen Revolution, in der Kommune und in den beiden russischen Revolutionen.
Nun gibt es, der Entwicklung der Arbeiterbewegung hier entsprechend, zwei Richtungen in der westeuropäischen Revolution: die radikale und die opportunistische. Diese können nur zu einer guten Taktik, zur Einheit kommen durch Kampf gegen einander. Aber die radikale ist, trotzdem sie vielleicht in einigen Einzelheiten zu weit geht, bei weitem die beste. Und da unterstützen Sie, Genosse Lenin, die opportunistische!
Und nicht nur das Die Exekutive in Moskau, die russischen Führer einer Revolution, die nur siegte durch die Hilfe eines Millionenheeres von armen Bauern, will dem Proletariat Westeuropas, das ganz und gar auf sich selbst steht und stehen muss, die Taktik aufdrängen ! Und zerschmettert dazu gleich wie Sie die beste Richtung in Westeuropa!
Welch eine unglaubliche Dummheit, und besonders weich eine Dialektik !
Wenn die Revolution in Westeuropa ausbricht, werden Sie mit dieser Taktik Ihr blaues Wunder erleben! Aber das Proletariat wird das Opfer sein.
Sie, Genosse, und die Exekutive in Moskau wissen, dass die Gewerkschaften in Westeuropa konterrevolutionäre Mächte sind. Dies wird klar aus Ihren Thesen. Trotzdem wollt Ihr sie erhalten. Sie wissen auch, dass die Arbeiter-Union, d. h. die Betriebsorganisationen, die Rank and File Movement, revolutionäre Organisationen sind. Ihr sagt selbst in Euren Thesen, dass die Betriebsorganisation unser Ziel sein muss und ist. Trotzdem wollt Ihr sie ersticken. Ihr wollt die Organisationen, in welchen die Arbeiter, jeder Arbeiter, und also die Masse zur Kraft und Macht kommen kann, ersticken, und diejenigen, in welchen die Másse ein totes Werkzeug der Führer ist, erhalten. Auf diese Weise wollt Ihr die Gewerkschaften in eure Macht, in die Macht der dritten Internationale bringen.
Warum wollt Ihr das? Warum befolgt Ihr diese schlechte Taktik? Weil Ihr die Massen um Euch haben wollt, wie sie auch sind, wenn es nur Massen sind. Weil Ihr glaubt, dass wenn Ihr nur Massen habt, die Euch durch straffe Disziplin und Zentralisation gehorchen (kommunistisch, halb kommunistisch oder gar nicht kommunistisch), dass Ihr, die Führer, dann schon siegen werdet.
Mit einem Wort: Weil Ihr Führerpolitik treibt.
Führerpolitik ist nicht diejenige Politik, die Führer will und Zentralisation, denn ohne diese erreicht man nichts (ebensowenig wie ohne Partei), sondern sie ist diejenige Politik, die Massen versammelt, ohne zu fragen, welche ihre Überzeugung, welches ihr Herz ist, und die meint, dass die Führer, wenn sie nur grosse Massen um sich haben, siegen können.
Aber diese Politik, wie Sie und die Exekutive diese in der Gewerkschaftsfrage jetzt zeigen, wird in Westeuropa keinen Erfolg haben. Dazu ist der Kapitalismus hier, auch jetzt noch, viel zu mächtig und steht das Proletariat hier zu sehr auf sich selbst. Sie wird, gleich wie diejenige der Zweiten Internationale, scheitern.
Hier müssen die Arbeiter selbst mächtig werden, und dann, durch sie, ihre Führer. Hier muss das Übel, die Führerpolltik, an der Wurzel gefasst werden.
Mit dieser Ihrer Taktik in der Gewerkschaftsfrage haben Sie und die Exekutive in Moskau m. E. bewiesen, dass Sie, wenn Sie wenigstens diese Taktik nicht ändern, die westeuropäische Revolution nicht führen können.
Sie sagen, dass die "Linke", wenn sie ihrer Taktik folgt, nur schwätzen kann. Nun, Genosse, die "Linke" hat in den anderen Ländern noch keine oder wenig Gelegenheit zu Taten gehabt. Aber sehen Sie nur nach Deutschland und nach der Taktik und den Taten der KAPD beim Kapp-Putsch und der russischen Revolution gegenüber, und Sie werden diese Worte zurückziehen müssen.
(1)
Anton Pannekoek, Die Entwicklung der Weltrevolution und die Taktik des Kommunismus, in: Kommunismus, Wochenschrift für Theorie und Praxis des revolutionären Marxismus, 1. Jg. (1920), Heft 28/29, S. 994-996 (Hrg.).(2)
Natürlich soll man gut verstehen, dass diese neue Verbindung von Individualismus und Zentratismus nicht jetzt sofort fertig gegeben ist, sondern jetzt erst entsteht, ein Prozess ist, und im Kampfe selbst erst entwickelt und zur Vollkommenheit gebracht wird.(3)
Mit der sarkastischen Bemerkung, dass auch die Arbeiterunion nicht makellos sein kann, machen Sie wenig Eindruck. Denn sie Ist nur richtig insofern, als die Union für Verbesserungen kämpfen muss unter dem Kapitalismus. Sie Ist nicht richtig soweit die Union für die Revolution kämpft.(4)
Shop Committees, Shop Stewards und, wie besonders In Wales, Industrial Unions.(5)
Dass diese Bewegung In Deutschland von oben« gemacht worden ist, ist Verleumdung.(6)
Sie, Genosse, gebrauchen, wie andere so oft, hier das Argument, dass die Kommunisten, wenn sie die Gewerkschaften verlassen, die Fühlung mit den Massen verlieren. Aber die beste Fühlung Ist doch die tägliche in den Betrieben? Und alle BetrIebe sInd jetzt doch schon mehr, als je zu Debattierlokalen geworden? Wie können die "Linken" denn die Fühlung verlieren?(7)
In welchen chaotischen Zustand uns dieser Opportunismus führt, kann das folgende Beispiel zeigen: Es gibt Länder wo neben den freien Gewerkschaften syndikalistische bestehen, die, obschon schlecht, besser kämpfen als die freien. Die Moskauer Thesen fordern den Eintritt in die grossen freien. Also sie zwingen die Kommunisten oft Streikbrecher zu werden, wie z. B. in Holland. Weiter: Die deutsche Arbeiterunion wird verurteilt, weil sie Spaltung macht. Aber was tut die dritte Internationale selbst? Sie richtet selbst eine neue Gewerkschaft-Internationale auf.