Aufruf der Gruppe "Arbeiterwahrheit" an das revolutionäre Proletariat (1922)1

łDie Befreiung der Arbeiter muß Sache der Arbeiterklasse selbst sein".

Aufruf an das revolutionäre Proletariat und an alle revolutionären Elemente, die der kämpfenden Arbeiterklasse treu geblieben sind

" In den schweren Monaten der ideologischen Verwirrung und der Zersetzungserscheinungen in der Partei sowie der Apathie innerhalb der Arbeiterklasse stellen wir, eine Gruppe von Kommunisten, uns die Aufgabe, die proletarische Klassenposition darzulegen" ÷ dies war die Losung, mit der [die Gruppe] im Herbst 1921 ... in der Zeitschrift ăRabočaja Pravdaä2 ihren Standort umriß und unter der sie sich bildete.

Die Gruppe "Arbeiterwahrheit" organisierte sich im vergangenen Herbst. Das eine Jahr seit Einführung der NEP (der Wiederherstellung normaler kapitalistischer Beziehungen) hat die Klassenwidersprüche in unserer Republik aufs äußerste verschärft und die notwendigen Voraussetzungen für eine umfassendere Arbeit geschaffen.

Unser Aufruf stellt einen Schritt auf diesem Wege dar.

Es ist an der Zeit, daß wir zur Sammlung unserer Kräfte schreiten und den Widerstand gegen das immer weiter vorrückende Kapital organisieren.

Im Oktober 1917 führt die Arbeiterklasse Rußlands ÷ zahlenmäßig schwach, unvorbereitet und dazu noch in einem Agrarland ÷ die historisch notwendige Oktoberrevolution durch. Geführt von der RKP, beseitigt und vernichtet sie die Macht der herrschenden Klassen, in den langen Jahren der Revolution und des Bürgerkrieges bringt sie den Ansturm der internationalen und der russischen Reaktion mit Festigkeit zum Stehen.

Trotz der unerhört schweren Verluste der Arbeiterklasse bleibt die Oktoberrevolution ein ganz gewaltiges und heroisches Ereignis in der Geschichte des Kampfes des russischen Proletariats. Aus der russischen Oktoberrevolution gewinnt das kämpfende internationale Proletariat ungeheuer wertvolle Erfahrungen für seinen Kampf gegen das Kapital.

Dank der Oktoberrevolution sind alle Hindernisse auf dem Weg der wirtschaftlichen Entwicklung Rußlands beseitigt, es gibt kein Joch der Grundbesitzer, der zaristischen Schmarotzerbürokratie und bourgeoisie mehr, die sich auf die reaktionären Gruppen des europäischen Kapitals stützten. Nach der erfolgreich durchgeführten Revolution und nach dem Bürgerkrieg haben sich Rußland weite Perspektiven für seine rasche Umwandlung in ein Land des fortschrittlichen Kapitalismus eröffnet. Darin besteht die unbestreitbare großartige Leistung der Oktoberrevolution.

Inwiefern aber hat sich die Situation der Arbeiterklasse gewandelt? ÷ Die Arbeiterklasse Rußlands ist desorganisiert, in den Köpfen der Arbeiter herrscht Verwirrung: Leben sie in einem Land der "Diktatur des Proletariats", wie die kommunistische Partei unablässig in Wort und Druck wiederholt, oder leben sie in einem Land der Willkür und der Ausbeutung, wovon sie die Wirklichkeit auf Schritt und Tritt überzeugt? Die Arbeiterklasse fristet ein jämmerliches Dasein, während die neue Bourgeoisie (d.h. die verantwortlichen Funktionäre, die Fabrikdirektoren, die Leiter der Trusts, die Vorsitzenden der Exelcutivkomitees usw.) und die NEP-Leute 2 ein luxuriöses Leben führen und uns wieder die Lebensweise der Bourgeoisie aller Zeiten in Erinnerung rufen. Uns stehen aber erneut lange und schwere Jahre des Existenzkampfes bevor. Je komplizierter aber die Lage ist, desto größerer Klarheit und Organisiertheit bedarf das kämpfende Proletariat. Ein klares Klassenbewußtsein in die Reihen der Arbeiterklasse Rußlands zu tragen und die Organisierung der revolutionären Kräfte des kämpfenden Proletariats auf jede Weise zu unterstützen ÷ das ist unsere Aufgabe.

Die internationale Wirtschaft und das Verhältnis der Klassenkräfte

Während des Krieges wurden die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Ländern unterbrochen. Daraus ergab sich für die einzelnen Volkswirtschaften die Notwendigkeit, innerhalb der eigenen Staatsgrenzen die Bedingungen für eine selbständige Existenz zu schaffen. Andererseits machte der Krieg mit seiner gigantischen Vernichtungsmaschinerie gegenüber den Industrien der einzelnen Länder gebieterisch seine Bedürfnisse geltend.

Das hatte die staatliche Regulierung und Organisierung der Produktion im Zeichen des Krieges ÷ den Kriegsstaatskapitalismus ÷ zur Folge. Mit Sozialismus hat das alles verständlicherweise nicht das geringste zutun; die Beziehungen zwischen dem Proletariat und den anderen Klassen und die Verteilung des Nationaleinkommens blieben im großen und ganzen so wie vor der Zeit des Staatskapitalismus.

Mit der Wiederaufnahme der unterbrochenen internationalen Beziehungen nach dem Ende des Krieges hat natürlich die intervenierende und regulierende Rolle des Staates im Wirtschaftsleben an Bedeutung eingebüßt, aber die Tendenz zur Zentralisierung der Produktion, zur Trust- und Syndikatbildung ist nicht nur nicht schwächer geworden, sondern sie hat sich sogar noch verstärkt; sie empfängt ihre Impulse von der weltweiten Konkurrenz.

Inwiefern haben sich denn in diesen Jahren die Klassenkräfte der heutigen Gesellschaft gewandelt? ÷ Die bürgerlichen Gruppen haben ihre Unfähigkeit bewiesen, sich über die Interessen der einzelnen Betriebe und über die anarchischen Methoden des Wirtschaftens zu stellen, und sie haben sich auch nicht als fähig erwiesen, den Staatskapitalismus der Kriegsperiode zu lenken, geschweige denn in der so komplizierten Nachkriegssituation das normale System der friedlichen Produktion wiederherzustellen.

Das Proletariat aber war noch nicht darauf vorbereitet, die Gesellschaft nach neuen Prinzipien zu organisieren.

Immer mehr beginnt der aus Technikern und Organisatoren bestehende Teil der Intelligenz, der die gesamte Organisierung der Produktion leitet und durchführt, in den Vordergrund zu treten.

Ihren Arbeitsmethoden und ihrer Ideologie nach ist diese Intelligenz durch und durch bürgerlich, und sie kann nur eine kapitalistische Wirtschaft aufbauen. Die neue Bourgeoisie entsteht durch die Verschmelzung der fachlich gebildeten Elemente der alten Bourgeoisie und der immer stärkerin den Vordergrund drängenden Organisationsintelligenz. Das Kapital hat seine Kräfte organisiert und zieht gegen die Errungenschaften der Arbeiterklasse zu Felde. Das internationale Proletariat steht vor der dringenden Aufgabe, alle seine Kräfte zu vereinigen.

Die RKP und die Arbeiterklasse

Die kommunistische Partei, in den Jahren der Revolution eine Partei der Arbeiterklasse, verliert dadurch, daß sie zur regierenden Partei, zur Partei derer wird, die den Staatsapparat und das Wirtschaftsleben nach kapitalistischen Prinzipien organisieren und leiten, sowie angesichts der allgemeinen Rückständigkeit und Unorganisiertheit der Arbeiterklasse immer unwiderruflicher die Verbindung und die Gemeinsamkeit mit dem Proletariat. Die Sowjet-, die Partei- und die Gewerkschaftsbürokratie sowie die Organisatoren des Staatskapitalismus leben in materiellen Verhältnissen, die sich kraß von den Existenzbedingungen der Arbeiterklasse abheben; ihr materieller Wohlstand und die Stabilität ihrer Position im allgemeinen hängen von dem Maße ab, in dem sie die werktätigen Massen ausbeuten und sich unterwerfen ÷ all das macht die Gegensätzlichkeit ihrer Interessen und den Bruch zwischen der kommunistischen Partei und der Arbeiterklasse unvermeidlich.

Das gesellschaftliche Sein der kommunistischen Partei bestimmt unausweichlich auch das entsprechende gesellschaftliche Bewußtsein, die Interessen und Ideale, die den Interessen des kämpfenden Proletariats widersprechen.

Die RKP ist zu einer Partei der Organisationsintelligenz geworden. Die Kluft zwischen der RKP und der Arbeiterklasse vertieft sich immer mehr, und diese Tatsache läßt sich durch keinerlei Resolutionen und Beschlüsse der kommunistischen Kongresse, Konferenzen usw. bemänteln.

Die Wirtschaft und das Verhältnis der Klassenkräfte in Rußland

Auf die Großindustrie in Rußland, die in engster Verbindung mit dei Industrie des Westens stand, hat sich der Abbruch der internationalen Beziehungen außerordentlich schmerzhaft ausgewirkt. Der Wirtschaftsorganismus des Landes ist durch die ungeheure Anspannung seiner Produktiv-kräfte während des imperialistischen und des Revolutionskrieges endgültig zerrüttet worden. Der Weiterentwicklung der Großindustrie sind enge Grenzen gesetzt, und zwar a) durch ihre beträchtlich verkleinerte materielle Basis, b) durch die technische Rückständigkeit im Vergleich zur westlichen Industrie (höhere Produktionskosten) sowie c) durch die geringe Kaufkraft der hauptsächlich aus Bauern bestehenden Bevölkerung, deren Wirtschaft denselben zerstörerischen Einwirkungen des Krieges ausgesetzt war.

Die Neue Ökonomische Politik, d.h. die Wiederherstellung normaler kapitalistischer Beziehungen und die durch die Hungersnot der Jahre 1920 und 1921 verstärkte intensive wirtschaftliche Differenzierung der Bauernschaft, hat die starke Kulakenschicht im russischen Dorf erheblich anwachsen lassen. Angesichts der zerstörten Verkehrsmittel bestimmt der kleinwirtschaftliche, unorganisierte Charakter des bäuerlichen Betriebes in der nächsten Zeit die dominierende Rolle des Handelskapitals, und damit wächst zugleich auch der Einfluß des Staates als des Vertreters der gesamtnationalen Interessen des Kapitals und der nur den Apparat der Staatsverwaltung und der Regulierung der Wirtschaft leitenden Organisationsintelligenz. Das Proletariat, das infolge der Zerschlagung der Industrie zersplittert und durch den Verlust und die Entfremdung eines Teils der aktivsten Elemente (die den Verlockungen der Bourgeoisie erlegen sind) sowie durch ideologische Verwirrung geschwächt ist, ist angesichts des Fehlens einer eigenen proletarischen Partei und revolutionärer Arbeiterorganisationen nicht in der Lage, irgendeine einflußreiche Rolle zu spielen.

Die Gewerkschaftsbewegung in Rußland

Die Klasseninteressen der in Rußland herrschenden bürgerlichen Gruppen erfordern natürlich eine Bemäntelung der Klassenwidersprüche in unserer Republik, und infolgedessen sind die Vertreter der regierenden Partei, die die Gewerkschaftsbewegung leiten, nach Kräften bemüht, mit allen möglichen Maßnahmen und durch entsprechende Propaganda dem in den Arbeitermassen deutlich zutage getretenen spontanen Ökonomismus Vorschub zu leisten.

Die Neue Ökonomische Politik hat das Streben der Arbeiter nach einer Verbesserung ihrer materiellen Lage ganz erheblich angespornt, und der Kampf um das " Fünfkopekenstück" wird trotz eines merklichen Anstiegs der Löhne immer hartnäckiger und erbitterter. Die Gewerkschafts-bürokratie ist nicht in der Lage, diese Bewegung in ihren Griff zu bekommen. Da selbst rein ökonomische Forderungen an die Interessen des Kapitals rühren, ergießt sich die Woge des Ökonomismus jetzt über das Haupt der opportunistischen Gewerkschaftsbürokratie. Die erneut erwachende Aktivität der Arbeiterklasse sucht sich einen Ausweg.

Die Notwendigkeit, eine Arbeiterpartei zu schaffen

Trotz der katastrophalen Entwicklung der Industrie verbessert sich die materielle Lage der beschäftigten Arbeiter allmählich, wenn sie auch noch beträchtlich hinter dem Existenzminimum zurückbleibt. Da die Arbeiter zum Teil nicht mehr gezwungen sind, dem Stück Brot nachzujagen, zeigen sie wieder Klassenenergie, wächst hei den fortschrittlichen Arbeitern wieder der wenn auch noch dumpfe und verworrene Protest gegen das geplante kapitalistische System. Zahlenmäßig ist das revolutionäre Element noch schwach, seine Ideologie ist noch nicht sehr entwickelt, noch sind die kommunistischen Fetische stark, aber die zunehmende Klassenaktivität bei den fortschrittlichen parteilosen Arbeitern und den klassenbewußten Elementen innerhalb der RKP schafft die notwendigen Voraussetzungen für die Bildung einer Partei des russischen Proletariats.

Die Aufgaben einer russischen Arbeiterpartei

Als eine Regierung, die mit größtem Erfolg die lebenswichtigsten Interessen des heutigen Rußlands vertritt und infolgedessen fortschrittlich ist, muß die jetzige Regierung, soweit das dem Klassenkampf nicht im Wege steht, die Unterstützung der Arbeiterklasse genießen. Dasselbe gilt für die regierende Partei, die der Arbeiterklasse fremd gegenübersteht, aber allein fähig ist, unsere Republik zu regieren.

Soweit die Arbeiterklasse unter kapitalistischen Bedingungen auf die Außenpolitik ihrer Bourgeoisie einwirken kann, ist sie bestrebt, die fortschrittlichen kapitalistischen Gruppen zu unterstützen, die reaktionären jedoch zu boykottieren. Dementsprechend muß die Arbeiterklasse Rußlands bemüht sein:

1. enge Verbindungen zwischen der Russischen Republik und den Ländern des fortschrittlichen Kapitals ÷ Deutschland und Amerika ÷ herzustellen und das reaktionäre Frankreich zu boykottieren;

2. die nationale Bourgeoisie der Länder des Ostens, in denen der Kapitalismus eben zu entstehen beginnt (Indien, China, Ägypten usw.), in ihrem Kampf gegen die Kolonialreiche tatkräftig zu unterstützen, die eine räuberische Politik in den Kolonjen betreiben.

Unter kapitalistischen Bedingungen kämpft die Arbeiterklasse natürlich für die Demokratie, d.h. für Bedingungen, die ein Minimum an Möglichkeiten im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kampf der Arbeiterklasse gewährleisten. In der Russischen Republik, wo sich selbst die bürgerlichen Oppositionsgruppen faktisch und zum Teil auch rechtlich der Pressefreiheit, der Koalitionsfreiheit usw. erfreuen, muß die Arbeiterklasse:

1. für die Presse- und Koalitionsfreiheit der revolutionären Elemente des Proletariats;

2. gegen administrative Willkür, die ja gerade wegen des Fehlens gewählter Gesetzgebungs-organe möglich ist;

3. gegen den Fetisch "monopolistischer" Wahlrechte für die Werktätigen und gegen den Fetisch der Freiheit zur Inanspruchnahme dieser Rechte kämpfen.

Da ja proletarische Massenorganisationen jeglicher Art fehlen, besteht die vordringliche Aufgabe der revolutionären Elemente der russischen Arbeiterklasse auf dem Gebiet der Gewerkschafts-arbeit darin, die jetzt bestehenden opportunistischen Gewerkschaften, die zumeist nicht das Vertrauen der Arbeitermassen besitzen, in Kampforganisationen des Proletariats zu verwandeln.

Der Kampf muß unter folgenden Losungen geführt werden:

1. ein mit den gegenwärtigen Ressourcen der Industrie in Einklang stehender wirksamer Schutz der wirtschaftlichen Interessen des Proletariats, das in unerträglicher Weise ausgebeutet wird;

2. faktische Durchführung [der Bestimmungen] des Arbeitsgesetzbuches; und

3. beharrliche Darlegung der durch den Kampf um das "Fünf kopekenstück" verdeckten politischen Interessen des Proletariats.

Ein besonders klares Vorgehen und besondere Anstrengungen sind auf dem Gebiet der Kulturarbeit im Proletariat notwendig. Unter der Maske des Kommunistischen, Sowjetischen, angeblich Proletarischen hat die bürgerliche Ideologie, insbesondere die Ideologie der Organisationsintelligenz, Tausende und Abertausende von aktiven Arbeitern, und zwar nicht nur Sowjet- und Wirtschaftsfunktionäre, Arbeiter, die Mitglieder von Komitees sind, Arbeiterstudenten (an den Arbeiterfakultäten u. ä.), sondern auch viele Arbeiter, die an der Werkbank stehen, für sich gewonnen. Die Aufgaben der revolutionären Elemente der Arbeiterklasse im Kampf gegen die bürgerliche und für die proletarische Ideologie (Kultur) lassen sich wie folgt zusammenfassen:

1. Unversöhnlicher Kampf gegen kleinbürgerliche und autoritäre Tendenzen innerhalb der Arbeiterklasse.

2. Tatkräftige Unterstützung der proletarischen Kulturorganisationen und der Verwirklichung der Ideen der proletarischen Ideologie durch diese Organisationen.

3. Entwicklung der (politischen, aufklärenden, beruflich-technischen) Kulturarbeit vor allem für die Arbeiter an den Werkbänken sowie Kampf dagegen, daß den von ehemaligen Arbeitern und von Leuten, die die Reihen des Proletariats verlassen haben, bevölkerten Hochschulen ein Höchstmaß an Mitteln gewährt und die größtmögliche Aufmerksamkeit zuteil wird.

4. Scharfe Abgrenzung von der offiziellen sowjetischen Literatur und Kunst und tatkräftige Unterstützung der literarischen u.ä. proletarischen Organisationen.

Bei der Organisierung der Arbeiterjugend müssen die revolutionären Elemente die revolutionäre Empfänglichkeit und Aktivität der Arbeiter-jugend berücksichtigen und ihre größtmögliche Aufmerksamkeit der propagandistischen Arbeit unter den Jugendlichen, der Ausbildung von Kadern zukünftiger Kämpfer für die Befreiung der Arbeiterklasse zuwenden.

Da es innerhalb des Kommunistischen Jugendverbandes trotz seines kleinbürgerlichen und opportunistischen Charakters wertvolle revolutionäre Elemente gibt, ist es notwendig, der Arbeit unter den proletarisch gesinnten Komsomolcen4 Aufmerksamkeit zu schenken, dabei jedoch nicht die Arbeit zu vergessen, die, unabhängig davon, außerhalb des Jugendverbandes unter den Jugendlichen zu leisten ist.

Das Verhältnis zu den sozialistischen Parteien

Unser Verhältnis zu den Menschewiki wird davon bestimmt, wie wir ihr jüngstes Programm beurteilen. Die Menschewiki, die eine in vieler Hinsicht wertvolle Analyse der sozialen und ideologischen Evolution der RKP geben, gelangen zu höchst fehlerhaften und schädlichen Schlußfolgerungen hinsichtlich der Notwendigkeit, den nationalisierten Besitz an die früheren Eigentümer zurückzugeben, denn sie ziehen gar nicht die tiefgreifende und fortschrittliche Wandlung der russischen Wirtschaft in Betracht; ihr Programm verkörpert die Furcht vor der Einsicht, daß sie sich der russischen Wirklichkeit hoffnungslos entfremdet haben und zu einer reinen Intelligenziergruppierung geworden sind.

Die Splitter der Sozialrevolutionäre ÷ der Partei der russischen Bauernschaft ÷ haben sich von ihrer Basis losgelöst und allmählich an Einfluß verloren. Jetzt ist die Rolle der Sozialrevolutionäre, besonders im Hinblick auf den Schutz einer starken Bauernschaft, auf die RKP übergegangen.

Das Verhältnis zur Arbeiteropposition

Die Gruppe der Arbeiteropposition war dadurch wertvoll, daß es in ihr revolutionäre Elemente gab; objektiv betrachtet ist sie jedoch reaktionär, da sie die völlige Wiederherstellung bereits überwundener Losungen und Methoden des Kriegskommunismus anstrebt. Unsere Aufgabe besteht darin, die revolutionären Elemente der "Arbeiteropposition", die sich von den reaktionären Idealen losgesagt haben, für uns zu gewinnen.

Die zentrale Gruppe "Arbeiterwahrheit" wendet sich an alle revolutionären Arbeiter und aktiven, klassenbewußten Elemente, die sich dem Kampf des Proletariats angeschlossen haben, mit dem flammenden proletarischen Aufruf, aus der durch kommunistische Illusionen hervorgerufenen Untätigkeit und Verwirrung der Arbeiterklasse zu erwachen und in verstärktem Maße damit zu beginnen, die revolutionären Elemente zu organisieren und die Arbeitermassen über die wirkliche, besorgniserregende Situation aufzuklären.

Die russische Arbeiterklasse, eine einstmals fortschrittliche proletarische Abteilung, ist jetzt weit, fast um Jahrzehnte, zurückgeworfen.

Uns steht eine lange, beharrliche Arbeit, vor allem auf ideologischem Gebiet bevor. Überall in den Werken, Fabriken, Gewerkschaftsorganisationen, Arbeiterfakultäten, Sowjetparteischulen, im Kommunistischen Jugendverband und in den Parteiorganisationen müssen Propagandazirkel gegründet werden, die mit der "Arbeiterwahrheit" solidarisch sind.

Organisiert Propagandazirkel, und vergeßt nicht die wichtigsten Bedingungen für die Entwicklung revolutionärer Organisationen in den Ländern, in denen das Kapital auf dem Vormarsch ist: sorgfältige Auswahl der Genossen und strenge Konspiration.

An die Arbeit, Genossen!

Zentrale Gruppe "Arbeiterwahrheit "

Fussnoten:

1. łVozzvanie gruppy ăRabočaja Pravda äă. Aus: Socialističeskij Vestnik [Der sozialistische Bote], 31.1.1923, S. 12÷14.

2. ăArbeiterwahrheit ä. ÷ Die PŸnktchen in diesem Satz sollen mšglicherweise eine 3. Auslassung der Redaktion des ăSocialističeskij Vestnik" andeuten.

3. Es handelt sich um die Leute, die durch die NEP zu Wohlstand kamen.

4. Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes (Kommunističeskij sojuz molodeői) .